Traditionelles Wissen, Community-Based- und Bottom-Up-Adaptation to Climate Change und der weite Weg zum "Buen Vivir"

Ergebnisse der Live-Umfrage im Seminar am 13.11.2019 (erstellt mit polleverywhere.com)
Ergebnisse der Live-Umfrage im Seminar am 13.11.2019 (erstellt mit polleverywhere.com)

Definition: Traditionelles Wissen (TK)

Traditionelles Wissen zeichnet sich dadurch aus, dass es generationenübergreifend weitergegeben wird. Es ist geprägt durch Lokalität und eine hohe Dynamik. Das nicht-utilitaristische Wissen wird durch unterschiedliche Träger gepflegt und hat dadurch eine hohe Aktualität.

 

Definition: Indigene Kultur*en

Indigene Kulturen pflegen eine Lebensweise, welche nicht von der geographischen Lage abhängt. Im Mittelpunkt steht die Art der Beziehung zur Umwelt.

 

Vulnerabilität und Resilienz

Vulnerabilität bezeichnet die Veranlagung, von einer erwarteten Veränderung negativ betroffen zu sein. Hieraus resultiert die Empfindlichkeit gegenüber äußeren Stressoren, wie beispielsweise einer Naturgefahr. Dies darf nicht mit der Exposition verwechselt werden, welche das Ausmaß der Naturgefahr bezeichnet.

Zum Beispiel gefährden Dürre, Sturzfluten oder starke Erosion die Lebensgrundlage durch Ernteausfälle und Veränderung der Böden.

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, ein gewisses Maß an Störfaktoren (Menge und Stärke) zu absorbieren, bevor ein System seine Struktur verändern muss. Man unterscheidet zwischen reaktiver Resilienz, welche dem Auffangen der Störfaktoren dient, proaktiver Resilienz, die eine Anpassung an eine neue Situation bedeutet, sowie transformativer Resilienz, welche direkten Einfluss auf Störfaktoren nimmt. Letztere hat das Potential, die Situation zu verbessern, vor allem wenn die Resilienz auf Anwendung von traditionellem Wissen basiert und dadurch ein kollektiver, transformativer Lernprozess angestoßen wird. Indigene Kulturen sind sehr vulnerabel gegenüber Klimawandelrisiken. Auch hier hat TK das Potenzial, die Resilienz der betroffenen Bevölkerungsgruppen zu erhöhen.

 

Traditionelles Wissen (TK)

Die Vorteile von TK ist vor allem die Lokalität und damit verbundene Unabhängigkeit von externen Ressourcen. Durch Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen entsteht zudem eine Kosteneffizienz. Das Grundkonzept der Anpassung statt Prävention führt zu einer Erhöhung der Resilienz. Traditionelle Riten und Handlungsweisen stärken zudem soziale Gemeinschaft sowie das Umweltbewusstsein.

Schwierigkeiten liegen darin begründet, dass Problemursachen häufig in Handlungen der Vorfahren gesucht werden. Diese werden dann oft als „gerechte Strafe“ angesehen. Die komplexen Veränderungen im Zuge des menschgemachten Klimawandels stellen zudem häufig eine noch nicht dagewesene Herausforderung dar, wodurch das Berufen auf traditionelle Verfahren an seine Grenzen stoßen kann. Deshalb ist es bei Entscheidungsprozessen essenziell, dass verschiedene Akteur*innen miteinander in Dialog treten.

 

Buen Vivir

Buen Vivir bedeutet direkt übersetzt „das schöne Leben“. Diese Konzept ist auf Augenhöhe mit westlicher Forschung und in vielen Süd- und mittelamerikanischen Staaten zentral in der Verfassung verankert. Es kann als Gegenentwurf zum Wachstumsparadigma und kapitalistischem Lebensmodell verstanden werden. Buen Vivir beinhaltet eine Rückbesinnung auf die Lebensphilosophie indigener Kulturen. Als „Kosmovision“ enthält es eine hierarchiefreie Koexistenz verschiedener Wissenssysteme. Der Natur wird dabei ein intrinsischer Wert zugesprochen, der nicht gefährdet werden soll. Dadurch kommt es zu Veränderungen der Institutionen durch pluralistische Demokratie, solidarische Wirtschaftsweisen und zivilgesellschaftliche Partizipation.

 

Traditionelles Wissen und Buen Vivir

TK und Buen Vivir erhalten Anerkennung durch Implementierung. Es entsteht eine dynamische Beziehung zwischen Markt, Gesellschaft und Staat. Dies führt zu einer eingeschränkten Privatisierung, von der Grundbedürfnisse wie Wasser, Grundnahrungsmittel oder Wohnen ausgeschlossen sind. Der intrinsische Wert der Natur schützt die Ressourcen. Es findet ein knowledge dialogue statt, bei dem es darum geht, die wirksamsten Anpassungsstrategien zu identifizieren und zu etablieren. 

 

Market scene in La Paz (Bolivia) (photograph taken by Lesly Derksen @lderksen, downloaded from unsplash.com)
Market scene in La Paz (Bolivia) (photograph taken by Lesly Derksen @lderksen, downloaded from unsplash.com)

Hier noch ein kleines Video zum Zusammenhang von Buen Vivir und Fragen der Klimagerechtigkeit:

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