Great Green Wall of Africa

Desertifikation (Wüstenbildung) beschreibt die Degradation des Bodens aufgrund von Vegetationszerstörung und Erosion. Obwohl dieser komplexe Prozess global stattfindet ist vor allem die Sahelzone in Afrika stark betroffen. Ausgelöst wird Desertifikation durch eine Vielzahl von Faktoren, wie Niederschlagsvariabilität, offene Vegetationsdecken, Überweidung, oder auch unsachgemäße Bewässerung. Dies führt zu Verlust von landwirtschaftlichen Flächen aufgrund von Unfruchtbarkeit, damit einhergehend zu Ernährungsunsicherheit und erhöhtem Mitigationsdruck. Im Zuge des Klimawandels werden wüstenbildende Prozesse zusätzlich vorangetrieben. 

Overgrazing can also contribute to land degredation in the Sahel-Sahara. Some regions are unable to support livestock ranching, which requires enormous amounts of water for fertilization, irrigation of crops, as well as watering the animals (Randy Olson)
Overgrazing can also contribute to land degredation in the Sahel-Sahara. Some regions are unable to support livestock ranching, which requires enormous amounts of water for fertilization, irrigation of crops, as well as watering the animals (Randy Olson)
Desertification can contribute to conflict, as immigrants migrate from impacted regions. Families devastated by desertification, above, cross the border from Niger to Nigeria as the Sahara blows dust across the country (photograph by Ruth McDowall)
Desertification can contribute to conflict, as immigrants migrate from impacted regions. Families devastated by desertification, above, cross the border from Niger to Nigeria as the Sahara blows dust across the country (photograph by Ruth McDowall)

Die Great Green Wall of Africa ist ein 2007 ins Leben gerufenes Projekt, welches sich zum Ziel gesetzt hat, der Desertifikation entgegenzutreten. Dafür soll auf einer Distanz von 7775 km quer über den Kontinent von Senegal bis Dschibuti ein Mosaik aus begrünter Landschaft geschaffen werden. Getragen wird die acht Milliarden schwere Initiative von 20 afrikanischen Staaten, der UN Convention to combat desertification, EU, Weltbank und weiteren internationalen Akteuren. So soll bis 2030 eine Fläche von 100 Millionen Hektar degradiertem Land aufgeforstet werden, um die Resilienz der Bevölkerung der Sahelzone zu erhöhen. Abseits dieses ökologischen Ziels hat das top-down Projekt auch ökonomischen Nutzen, da im Zuge der Aufforstung sogenannte „green jobs“ entstehen, beispielsweise um die entstandenen Grünflächen vor Abweidung zu schützen. Ein sozialer Aspekt der Great Green Wall ist die Förderung der Gesundheit und Wohlfahrt der vulnerablen Bevölkerung in den elf Anrainerstaaten. 

Great Green Wall (by National Geographic, www.nationalgeographic.org/photo/2greatgreenwall/ (eingesehen 20.11.2019))
Great Green Wall (by National Geographic, www.nationalgeographic.org/photo/2greatgreenwall/ (eingesehen 20.11.2019))

Unter Einbindung der Lokalbevölkerung werden somit Bäume gepflanzt, welche sowohl stressresistent sind als auch einen wirtschaftlichen Nutzen aufweisen. Vor allem verschiedene Arten von Akazien, wie der Gummiarkazienbaum, oder auch Tiliaceae kommen häufig zum Einsatz. So wird nicht nur das Mikroklima verbessert, der Boden vor Erosion geschützt und die Infiltrationskapazität des Bodenkörpers verbessert, sondern gleichzeitig die Biodiversität gefördert. 

Nach aktuellem Stand ist das Projekt der Great Green Wall zu 15 % fertiggestellt und obwohl verschiedene positive Effekte zu verzeichnen sind, gibt es auch Grund zur Kritik: Teilweise werden invasive Arten eingesetzt, oder Bäume, deren Abfallprodukte toxisch sind (Eukalyptus). Ein anderer wichtiger Punkt ist die Regelung über Verfügungsrechte des begrünten Landes, was teilweise zu Konflikten führt. 

In der Diskussion wurde die Thematik anhand eines Planspiels aufbereitet. Dafür wurden die Kursteilnehmer*innen in drei Gruppen geteilt, wovon jede jeweils ein „Entwicklungskonzept“ für die Aufforstung in Burkina Faso auf Grundlage unterschiedlicher Entwicklungstheorien entwerfen sollte. Gruppe I basierte auf der Stadien- und Modernisierungstheorie, welche auf der fortschrittlichen Überlegenheit des Globalen Nordens und Rückständigkeit des Globalen Südens beruht und entsprechend stark auf den Trickle-Down-Effekt setzt. Die Gruppe möchte den Aufforstungsprozess durch Technologisierung vorantreiben und dabei gleichzeitig die lokale Bevölkerung schulen. Außerdem soll sich die Begrünung auf ökonomisch nutzbare Arten beschränken, wodurch ein Industriezweig entstehen, der wiederum Arbeitsplätze generieren soll.

Gruppe II beschäftigte sich mit der Dependenztheorie, argumentierte also mit der Grundauffassung, dass „Unterentwicklung“ die Folge von Abhängigkeitsverhältnissen von Globalem Süden an den Globalen Norden sei. Deshalb kam die Gruppe zu dem Schluss, dass im Sinne dieser Theorie ein Aufforstungsprojekt nicht umsetzbar sein kann, da es auf top-down Strukturen beruht. Stattdessen soll die Projektleitung an den Träger des alternativen Nobelpreis Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso übergeben werden.

Die letzte Gruppe hat sich mit der livelihood-Theorie auseinandergesetzt. Hierbei sollen vorhandene Kapazitäten und Kapital genutzt werden, um Lebensgrundlagen auszubauen. Die Gruppe erläuterte, dass Arbeitskraft, Sozialstrukturen sowie physische Fläche bereits verfügbar seien und ihrem Konzept zufolge der Bevölkerung (technisches) Wissen und finanzielles Kapital zur Verfügung zu stellen sind. Des Weiteren integriert die Gruppe Nutzpflanzenanbau in ihren Begrünungsplan, wobei auch genetisch modifiziertes Saatgut nicht auszuschließen sei.

The Great Green Wall (Source: https://www.unccd.int/actions/great-green-wall-initiative)
The Great Green Wall (Source: https://www.unccd.int/actions/great-green-wall-initiative)

Als abschließender Ausblick wurde die Initiative NewTree vorgestellt, welche seit 2003 auf Basis eines jährlichen Budgets von 350000 Euro in der Sahelzone erfolgreich Aufforstung betreibt und so positiven Einfluss auf Mensch und Natur ausübt.

 

Linda Leibhold