Komponenten der Klimawandelanpassung in der Klimakompensation

Mount Whitfield Environmental Park Cairns (Whitfield, Australia) (photograph taken by David Clode @davidclode, downloaded from unsplash.com)
Mount Whitfield Environmental Park Cairns (Whitfield, Australia) (photograph taken by David Clode @davidclode, downloaded from unsplash.com)

Im Alltag begegnen uns immer öfter Angebote zur Kompensation der eigenen Treibhausgasemissionen. Bei Flixbus, Deutsche Bahn, Flugreisen und sogar bei Konzerten und beim Lebensmittelkauf kann man mittlerweile seinen CO2- Ausstoß kompensieren. Der Haken, um den erforderlichen Aufpreis zu bezahlen, ist meist schnell gesetzt. Aber was bedeutet es eigentlich, eine Klimakompensation zu leisten? Wie funktioniert das Ganze und in welche Projekte wird das Geld gesteckt?

 

Klimakompensation (engl. carbon offset) ist ein Mechanismus zur Kompensation von Treibhausgasemissionen (THG) durch Einsparung bzw. Verminderung von THG an anderer Stelle. Zunächst wird ein Zertifikat durch Klimaschutzprojekte generiert - beispielsweise Aufforstungsinitiativen. Das Zertifikat steht für die eingesparte Menge an CO2-Äquivalenten (CO2e) durch das Klimaschutzprojekt, die im Anschluss freigesetzt werden dürfen. Die Betreiber*innen dieses Projektes können ihre Zertifikate an einen Dienstleister wie z.B. Atmosfair verkaufen, der diese wiederum an globale Akteure (Unternehmen oder auch Individuen) verkauft, die damit ihren eigenen CO2e Fußabdruck kompensieren können.

Somit besteht ein Geldfluss von THG freisetzenden Akteuren zu Klimaschutzprojekten und damit meist von Ländern des Globalen Nordens in Länder des Globalen Südens.

Klimakompensationsmechanismus (Darstellung: Niklas Maier)
Klimakompensationsmechanismus (Darstellung: Niklas Maier)

Dieser Mechanismus gilt für verschiedene Systeme und man unterscheidet zwischen freiwilliger Kompensation und dem Verpflichtungsmarkt.

Verpflichtungsmärkte sind ein marktwirtschaftliches Instrument der Klimapolitik. Dabei vergibt die Regierung ein Emissionslimit an Unternehmen. Stößt das Unternehmen mehr Emissionen aus als erlaubt, muss es eine Strafe zahlen. Sie können sich jedoch durch den Kauf von Zertifikaten mehr Spielraum „erkaufen“.  Der Emissionshandel kann sowohl zwischen Anbietern, Unternehmen und Kompensationsdienstleistern stattfinden.

 

Beim freiwilligen Markt kaufen sich Institutionen, Unternehmen und Privatpersonen freiwillig Zertifikate von einem Anbieter, um ihre Handlungen, wie zum Beispiel ihre Flugreise, klimaneutral zu machen. 

Grundsätzlich gilt jedoch bei Klimakompensation: vermeiden ist besser als kompensieren! Damit Klimakompensation dennoch eine bestmögliche, klimapositive Wirkung hat, gibt es vier Prämissen zur Gewährleitung der Effektivität: Zusätzlichkeit, keine Verlagerung von THG Emissionen, Dauerhaftigkeit und Ausschluss von Doppelzählungen. 

        - Zusätzlichkeit: Das Projekt wäre ohne Kompensationszahlungen nicht realisiert und initiiert worden

        - Keine Verlagerung von THG Emissionen: Die Implementierung des Projekts dürfen an einem anderen Ort keine

          Emissionen z.B. durch Transaktionskosten verursachen

       - Dauerhaftigkeit: Das Klimaschutzprojekt muss von Dauer sein, was vor allem bei Aufforstungsprojekten relevant ist

       - Ausschluss von Doppelzählungen: Zertifikate dürfen nur einmal verkauft werden und damit die Projekte nicht von

          mehreren Akteuren auf ihr „CO2-Sparkonto“ gutgeschrieben werden

 

Auf den Webseiten von Dienstleistern wie Atmosfair, Klima-Kollekte und Primaklima findet man eine Vielzahl von Projekten, die nach Technologien oder Einsatzgebieten gegliedert sind. So gibt es Projekte, die sich für Energieeffizienz, für den Ausbau von erneuerbaren Energien durch Wind-, und Wasserkraft sowie Solarenergie und für die Nutzung von Biogas und Biomasse einsetzen.

Standards, wie unter anderem Fairtrade Klima Standard, Plan Vivo und Gold Standard zertifizieren diese Projekte, die Treibhausgasemissionen einsparen und zum Teil sogar in Klimawandelanpassungsmaßnahmen investieren. Somit gehen in Klimakompensationsprojekten oft Mitigation und Adaption Hand in Hand. 

Der Faitrade Klima Standard bezieht Klimawandelanpassungsmaßnahmen am meisten mit ein, da zusätzlich zu dem „Fairtrade Minimum Price“ zur Kostendeckung der Projektkosten ein gewisser Prozentsatz in die Finanzierung von KWA-maßnahmen fließt. So werden beispielsweise das Pflanzen von Schattenbäumen und die Aneignung besserer Erntemethoden ermöglicht.

 

Trotz vieler positiver Aspekte von Klimakompensation ist die kritische Betrachtung essenziell. Welchen Einfluss hat der Flächenkauf für die Projekte auf die Verfügungsrechte der Menschen vor Ort? Wird ihnen dadurch Land entzogen und schadet man ihnen vielleicht sogar? Finden durch die Projekte möglicherweise Menschenrechtsverletzungen statt? Werden durch den Emissionshandel ungleiche Machtstrukturen verstärkt und handelt es sich bei Klimakompensation um eine Illusion, um das Gewissen der Bevölkerung in Ländern des Globalen Nordens zu beruhigen? Diese Fragen muss man sich stellen, wenn man seine Treibhausgasemissionen kompensieren möchte. Im Voraus sollte jedoch besonderer Wert auf die Vermeidung von THG Emissionen gelegt werden und wenn dies nicht möglich ist, dann sollte man bei der Auswahl der Projekte darauf achten, dass diese mit Bedacht umgesetzt sind und niemandem geschadet wird.

 

Literatur:

Capoor, K. & Ambrosi, P. (2007): State and Trends of the Carbon Market 2007, 1-45. 

WWF (2008): A comparison of Carbon Offset Standards.

Wolters, S. & Becker, R. (2015): Freiwillige Klimakompensation als grünes Produkt? In: Ökologisches Wirtschaften – Fachzeitschrift, 30(2), 40.