Gibt es bald keine Schokolade mehr?
Wie viele andere landwirtschaftliche Produkte bedroht der Klimawandel auch den Anbau von Kakao. Deshalb stehen die Kakaoplantagen in den Ländern des Globalen Südens vor großen Herausforderungen. Aber auch im Globalen Norden kann sich der Wandel der Kakaolandwirtschaft bemerkbar machen – etwa in höheren Preisen für Verbraucher*innen.
Kakao ist eine Waldpflanze, die an beschatteten Standorten des tropischen Regenwalds gedeiht. Angebaut wird Kakao heutzutage aber hauptsächlich aufgrund effizienterer Bearbeitungsmethoden als Monokultur in praller Sonne. Dies setzt den Pflanzen einem höheren Stress aus, als in iher natürlichen Umgebung. Der menschgemachte Klimawandel kommt als zusätzlicher Stressfaktor hinzu. Er wirkt beim Kakao vor allem als zunehmende Bodentrockenheit oder zu hohe Luftfeuchtigkeit zu jahreszeitlich unnormalen und ungünstigen Zeiten der Wachstumsphasen des Kakaos, sodass es zu Ernteausfällen kommen kann.
Besonders betroffen sind Länder, in denen die Kakaolandwirtschaft einen starken Anteil an der Wirtschaftsleistung ausmacht. Die Elfenbeinküste als größter Kakaoproduzent und -exporteur der Welt geht auf verschiedenen Arten mit dem Klimawandel im Kakaosektor um.
Hintergrund: Kakaoanbau in der Elfenbeinküste
40 % des auf der Welt produzierten Kakaos stammen aus der Elfenbeinküste. Für den Anbau mussten gewaltige Flächen weichen:
- In den letzten 25 Jahren sind circa 80 % des ivorischen Primärwaldes verschwunden.
- Die verlorene Waldfläche (rund 5,8 Millionen Hektar) entspricht in etwa der Fläche Kroatiens – wobei die Elfenbeinküste selbst nur in etwa so groß wie Deutschlands ist.
- Ein Großteil der Abholzung ist das Resultat von steigender Nachfrage nach ivorischem Kakao.
9 Nationalparks - davon 3 auf der UNESCO-Liste für Weltkulturerbe - sollen die verbleibenden Flächen schützen. Doch auch innerhalb der Reservate geht die (illegale) Abholzung weiter. Denn für viele Menschen stellt der Kakaoanbau eine Lebensgrundlage dar, die sie nicht aus Gründen der Nachhaltigkeit aufgeben können. Nur wenige Nationalparks schützen die Wälder effektiv vor Abholzung.
Adaptation der Kakaolandwirtschaft in Côte d'Ivoire
Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich dem Klimawandel anzupassen.
1. Dem Klimawandel ausweichen
Viele Bauern und Bäuerinnen verlegen ihre Plantagen in höhere Gebiete, die ein kühleres und feuchteres Klima aufweisen. Doch dazu müssen wiederum weitere Wälder weichen.
2. Illegalen Kakaoanbau bekämpfen
Der Staat und seine Waldentwicklungsbehörde (SODEFOR) versuchen, den Wald aufzuforsten und zu überwachen. Doch weitläufige Kontrollen gegen illegale Abholzung sind zu teuer und praktisch kaum durchführbar.
3. Agroforstwirtschaft
Bei der Agroforstwirtschaft wachsen die niedrigen Kakaobäume im Schatten anderer hoher Bäume, die ebenfalls landwirtschaftlich nutzbar sind. Dieser Anbau wirkt den Folgen des Klimawandels entgegen:
- Im Wald ist die Durchschnittstemperatur niedriger
- Der Schatten schützt vor schädlicher Mittagssonne
- Pflanzen in Agrarforsten sind weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten
- Wind- und Bodenerosion werden gemindert, wertvolle Nährstoffe gelangen in den Boden
Allerdings benötigt ein neu angelegter Agroforst mehrere Jahre, bis er erntewürdige Mengen an Früchten trägt. Zudem sind die Bewirtschaftungskosten höher. Viele Landwirt*innen schrecken deshalb vor der Umstellung zurück, da sie kurzfristige Gewinne brauchen, um ihre Lebensgrundlage zu sichern.
4. Neue Kakaosorten
Durch Züchtungen entstandene oder durch Gentechnik veränderte neue Kakaosorten versprechen mehr Ertrag auf weniger Land und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und den Klimawandel.
Doch durch das teure Saatgut, für das die Bäuerinnen und Bauern oft Kredite aufnehmen müssen und das meist jährlich neu gekauft werden muss, entstehen weitere Abhängigkeiten vom Weltmarkt und den Akteur*innen des Globalen Nordens.
Gelingt Adaptation nur auf der politischen / globalen Ebene?
Viele Bäuerinnen und Bauern holzen illegal ab, um Zugang zu größeren Anbauflächen zu erhalten. Denn vielen Menschen reicht das Einkommen aus dem legalen Kakaoanbau nicht aus.
Eine Lösung gegen die illegale Abholzung – und damit auch ein Beitrag zum Klimaschutz – könnte also sein, den Landwirt*innen einen höheren Lohn für legalen Kakaoanbau zu zahlen. Zum einen sollten die Schokoladenfirmen die Gehälter erhöhen. Zum anderen trägt auch der Staat Verantwortung, für gerechte Bezahlung zu sorgen. Die Elfenbeinküste und Ghana haben deshalb im Jahr 2019 erstmals eine Tonne Kakaobohnen mit einem einheitlichen Mindestpreis versehen.
Lieferketten laufen oft über Zwischenhändler*innen, die die Herkunft ihrer Ressourcen verwischen. NGOs halten den ausgehandelten Preis sowieso für viel zu niedrig. Sie sehen eher den Globalen Norden – wohin die meisten Exporte fließen – im Zugzwang: Bürger*innen sollen für das Problem sensibilisiert werden und etwa beim Schokoladenkauf auf „Fair Trade“ und Co. achten.
Fazit
Es wird also auch noch in Zukunft Schokolade geben - eine Anpassung an den Klimawandel im Kakaosektor ist möglich. Jedoch sollte sie Lösungen für alle Akteur*innen beinhalten.