Klimawandelanpassung im Nildelta – Küstenschutzmaßnahmen im Rahmen des Green Climate Fund

Das Nildelta im Wandel

Der Nil als Hauptwasserquelle des Landes und auch insbesondere das Nildelta haben innerhalb Ägyptens eine besondere Stellung inne. 97% der Bevölkerung Ägyptens lebt dort auf rund 4% der Fläche des Landes. Zudem konzentrieren sich die Industrie, die Landwirtschaft und der Tourismus Ägyptens auf die Region im und um das Nildelta.

Das Nildelta (Quelle: http://friedrichmaier.de/?p=34529)
Das Nildelta (Quelle: http://friedrichmaier.de/?p=34529)

Allerdings befindet sich der Nil, als Lebensader Ägyptens, und das Nildelta in Folge von Faktoren wie anthropogener Übernutzung und dichter Besiedlung der Deltaregion in Kombination mit den wachsenden Auswirkungen des Klimawandels im Wandel. Laut dem IPCC gehört das Nildelta zu den Top drei Regionen mit der höchsten Vulnerabilität weltweit. Prognostizierte Veränderungen wie sinkende Niederschläge, Temperaturanstieg, Zunahme von Stürmen, Erwärmung des Mittelmeers und steigende Meeresspiegel verstärken bestehende Probleme wie Salzwasserintrusion und Küstenerosion. Resultierend drohen Verlust von Landfläche, Ernährungs- und Trinkwasserproblematiken, wirtschaftliche Verluste, ein erhöhtes Risiko von Überschwemmungen und mehr. Im Kontext diese Aussichten in Verbindung der enormen Wichtigkeit der Region für das gesamte Land sind Maßnahmen zur Anpassung an die neuen Bedingungen und zur Problemlösung ausgesprochen wichtig.

Maßnahmen zum Schutz vor Meeresspiegelanstieg und Küstenerosion

Küstenschutzwall (Quelle: https://weather.com/de-DE/wissen/klima/news/2019-08-31-antike-stadt-steigender-meeresspiegel-bedroht-alexandria)
Küstenschutzwall (Quelle: https://weather.com/de-DE/wissen/klima/news/2019-08-31-antike-stadt-steigender-meeresspiegel-bedroht-alexandria)

Beim Schutz vor Meeresspiegelanstieg und Küstenerosion kann in sogenannte „harte“ (z.B. Deiche, Dämme, Molen, Landungsbrücken oder Wellenbrecher) sowie „weiche“ Maßnahmen (z.B. Strandaufschüttungen, Ausbaggerungen, Dünenstabilisation oder sogenannte „living shorelines“) unterschieden werden. Harte Schutzmaßnahmen, obgleich sie als einfache effektive Maßnahmen dienen können, verlagern allerdings teilweise nur bestehende Probleme: So konnte, beispielsweise infolge des Baus von Wellenbrechern, eine Verlagerung der Erosion von der Küste hin zu dem Wellenbrechern vorgelagertem Meeresgrund festgestellt werden.

Pilotprojekt des Green Climate Fund

2017 wurde seitens der Shore Protection Authority der ägyptischen Regierung ein durch den Green Climate Fund finanziertes Pilotprojekt mit dem Ziel das vulnerable Nildelta gegen Küstenüberschwemmung zu schützen ins Leben gerufen. Kurzfristiges Ziel ist es „weiche“ Küstenschutzmaßnahmen zu implementieren und deren Instandhaltung zu sichern; langfristig soll ein ICZM (Integrated Costal Zone Management) -Plan ausgearbeitet werden, um den kommenden Entwicklungen und Problemen adäquat begegnen zu können. In Folge wurden fünf “Hot Spots”, kurzfristig besonders stark von Problemen betroffene Gebiete, für das Durchführen von Schutzmaßnahmen priorisiert.

Beispiel Burullus See

Sattelitenaufnahme des Burullus See (Quelle: https://www.esa.int/ESA_Multimedia/Images/2013/02/Lake_Burullus)
Sattelitenaufnahme des Burullus See (Quelle: https://www.esa.int/ESA_Multimedia/Images/2013/02/Lake_Burullus)

Einer dieser Hot Spots ist der Küstenabschnitt Kafr El-Sheik vor dem Burullus See. Der Burullus See ist ein Brackwassersee und die zweitgrößte von vier Küstenlagunen im Nildelta. Diese Küstenlagunen sind ausgesprochen wichtig für die lokale Fischerei sowie die umgebende Landwirtschaft.  Zudem liegt der Burullus See unter dem Meeresspiegel und ist nur durch einen 0,5-3km breiten Sandgürtel vom Mittelmeer getrennt (siehe Abb. 3), weshalb der prognostizierte Meeresspiegelanstieg sowie das drohende Schrumpfen des Sandgürtels, durch erhöhte Küstenerosion, eine Bedrohung des Sees darstellen. Drohende Probleme sind Versalzung, zudem Verschmutzung und Verlust von Land an die Landwirtschaft. Ein weiteres Problem stellt die starke Eutrophierung und somit ein mögliches „Umkippen“ des Sees dar.

Geplante Schutzmaßnahmen sind beispielsweise Schutzkonstruktionen in Form einer Mischung aus Steinmauern und Sandfüllung um dem drohenden Verschwinden des Sandgürtels Einhalt zu gebieten. Diese kombinierte Schutzkonstruktion ist die am häufigsten genutzte Maßnahme am Burullus See. Weitere „weiche“ Maßnahmen sind beispielsweise die Stabilisierung schon bestehender Sanddünen oder die Errichtung von künstlichen Dünen, die als „Sandfallen“ dienen sollen und die anschließende Bepflanzung mit heimischer Vegetation.

 

Ferdinand Seyffer

 

Weitere Quellen:

Green Climate Fund (2019): Enhancing Climate Change Adaptation in the North Coast and Nile Delta Regions in Egypt

(online abrufbar unter https://www.greenclimate.fund/projects/fp053, Zugriff 20.01.20).