Herausforderungen durch Mensch und Klima
Das globale Klima ändert sich und die Temperaturen steigen. Das ist ein bereits unbestreitbarer Fakt. Und eine der bedeutendsten Konsequenzen, welche die globale Erwärmung mit sich zieht, ist der Anstieg des Meeresspiegels. Laut IPCC wird es künftig häufiger zu Extremwasserständen kommen und insgesamt könnte der Meeresspiegel bis 2100 zwischen einem und mehreren Metern ansteigen. Auch die Intensität von Niederschlägen und tropischen Wirbelstürmen nimmt zu und gefährdet vorrangig (tropische) Küstenregionen. Ein besonders betroffenes Gebiet ist dabei das Mekong-Delta in Südwesten Vietnams. Es ist das drittgrößte Delta der Welt und viele Bereiche des Deltas liegen weniger als ein Meter über dem Meeresspiegel. Das hat bereits heute teilweise gravierende Folgen. Während der Trockenzeit (Dez.-April) intrudiert verstärkt Salzwasser ins Landesinnere und versalzt damit Wasser und Böden. Das wirkt sich wiederum negativ auf den Reisanbau und somit die nationale Ernährungssicherheit aus.
Denn das Mekong-Delta ist die landwirtschaftlich wichtigste Region Vietnams, weshalb es als „Kornkammer Vietnams“ bezeichnet wird. Über die Hälfte der Reisproduktion Vietnams findet im Delta statt und etwa 60% der Einwohner des Deltas sind in der Reisproduktion tätig.
Eine Veränderung der Umwelteinflüsse könnte die Lebenssituation in dem Gebiet also drastisch verändern. Weltweit zählt Vietnam zu den am meisten vom Klimawandel betroffenen Ländern.
Verschärft werden die Auswirkungen des Klimawandels durch anthropogene Eingriffe in die Flussdynamik, wie beispielsweise illegale Abholzungen, Sandabbau und Stauung. Des Weiteren führt die zunehmende Grundwasserentnahme im Delta für Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung zu Landsenkungsprozessen, was die Vulnerabilität des Deltas hinsichtlich des Meeresspiegelanstiegs nochmals erhöht. Zusätzlich gibt es eine große Zahl an Wasserkraftwerken und Staudämmen im Ober- und Mittellauf des Mekong-Flusses. Diese stoppen das Wasser und reduzieren die Sedimentflüsse, woraufhin das Delta nicht weiter wachsen kann. Eine weitere Belastung stellt die Verwendung von Düngemitteln und Agrarchemikalien dar, welche das Delta- Ökosystem verschmutzen.
Ein Artikel auf Arte (Link hier) fasst die Problemsituation des Mekong-Deltas treffend zusammen, zeigt aber auch Anpassungsmaßnahmen auf, welche im Folgenden beschrieben werden.
Anpassung an Veränderungen
Als Anpassung an diese Veränderungen sind mehrere Optionen denkbar. Einerseits könnte die Diversifizierung der Landwirtschaft und somit die Erzeugung vieler unterschiedlicher Produkte die Produktivität und den Ertrag steigern, sofern diese besser für die neuen Umweltbedingungen geeignet sind. Zum anderen wäre ein Strukturwandel möglicherweise wirtschaftlich förderlich für das Land, wenn beispielsweise der große landwirtschaftliche Sektor zurückgehen würde, zugunsten einer stärkeren Entwicklung der Industrie. Dieser Wandel könnte sich auch ohne weiteren Einfluss der Regierung o.Ä. von selbst ergeben, wenn Landwirte sich nicht mehr halten können und sich neue Einkommensquellen in Städten suchen müssen.
Ein besonderes Projekt zur Anpassung des Reisanbaus trägt den Namen „Climate Change Affecting Land Use in the Mekong Delta: Adaptation of Rice-based Cropping Systems“ (CLUES). Es wurde durch das Australian Centre for International Agricultural Research finanziert und basiert auf der Zusammenarbeit zwischen Forschern des International Research Institutes, vietnamesischen und australischen Forschern, sowie lokalen Interessensgruppen. Eine der Hauptstrategien des Projekts ist die Entwicklung ertragsreicher Reissorten, welche gegenüber Stressoren, wie Hochwasser und hohen Salzgehalten resistent sind. Einerseits wird den Landwirten neues, angepasstes Saatgut bereitgestellt, was vielleicht zunächst eher wie ein top-down Prozess erscheint. Jedoch wird durch die Einbindung lokaler Bauern bei der Sortenauswahl eine gewisse Partizipation sichergestellt.
Der Anbau dieser neuen Reissorten könnte helfen, die landwirtschaftliche Produktion für eine gewisse Zeit aufrecht zu erhalten. Unklar bleibt jedoch, wie lange diese Strategie funktioniert. Denn falls in bereits einigen Jahrzehnten große Teile des Deltas überflutet sind, bleibt am Ende vielleicht nur noch die Migration als effektive Anpassungsstrategie übrig.
Emilia Bauer
Quellen:
Dung, Duc Tran et al. (2019): Long-term sustainability oft he Vietnamese Mekong Delta in question: An economic assessment of water management alternatives. In: Agricultural Water Management. Elsevier
Phong, Ngo Dang et al. (2016): Climate change affecting land use in the Mekong Delta: Adaptation of rice-based cropping systems (CLUES). Australian Centre for international Agricultural Research. Canberra
Kühner, Stefan (2017): Klimawandel und die Folgen im Mekong-Delta. südostasien–Zeitschrift für Politik• Kultur• Dialog 33.4.
IPCC (2019): Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate. In Press